Eine Verpflichtung zur Toleranz Evangelisches Berufskolleg Wittekindshof ist jetzt offiziell Schule ohne Rassismus

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Susanna Bormann (vorne, von links) überreicht das Schild „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ stellvertretend an die Studierenden Jeanette Dyck und Stefan-Alexander Frey. Thomas Lange (hinten, Erster von links) und Inge Howe (hinten, Erste von links) sind Paten des Projekts, dass die Oberstufe der angehenden Heilerziehungspfleger- und pflegerinnen am Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof ins Leben gerufen haben. Martin Sturzenhecker, stellvertretender Schulleiter (hinten, Dritter von rechts) und Lehrer Dr. Frank Winter (hinten, Zweiter von rechts) hoffen, dass auch die kommenden Klassen die Idee und Werte weiter mit Leben füllen.

Bad Oeynhausen/Kreis Minden-Lübbecke (JP). Ausgrenzung und Diskriminierung haben am Evangelischen Berufskolleg Wittekindshof keinen Platz. Die Schule ist ein Ort des Miteinanders, der Toleranz und Wertschätzung. Das verdeutlicht nun ein Schild: Das Berufskolleg gehört nun dem deutschlandweiten Netzwerk "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" an.

"Feiern wir heute einen Preis? Geht es um ein Güte-Zertifikat?", fragte Martin Sturzenhecker, stellvertretender Leiter des Evangelischen Berufskollegs Wittekindshof bei der offiziellen Feier. "Nein. Es geht um eine Selbstverpflichtung unserer Schule, der mehr als 80 Prozent der Schulmitglieder zugestimmt haben, um eine Haltung – gegen Rassismus und Diskriminierung, für Toleranz." Die Schule verpflichte sich damit zu einer offenen Auseinandersetzung mit Problemen und stelle sich gegen jegliche Art von Rassismus, Diskriminierung und Gewalt.

"Zugleich beginnt die Aufgabe für uns alle, die Werte, für die diese Schilder stehen, zu leben", mahnt Sturzenhecker. Nächstenliebe und Verantwortung für Mitmenschen und die Gesellschaft seien profilbildend für das Berufskolleg. Der Ukraine-Krieg zeige, dass militärischer und politischer Frieden in Europa nicht mehr selbstverständlich seien. "Wir müssen uns aktiv einsetzen. Dazu bietet das Netzwerk eine gute Plattform", so Sturzenhecker. Er bedankte sich bei der Oberstufe der angehenden Heilerziehungspfleger- und pflegerinnen, die das Projekt initiiert und mit viel Engagement umgesetzt haben, unterstützt von Lehrer Dr. Frank Winter. 

"Demokratie verteidigen"

Dass das Siegel keine Auszeichnung ist, auf der man sich nun ausruhen könne, wissen auch die beiden Projektpaten Inge Howe, ehemalige Landtagsabgeordnete, und Thomas Lange, Geschäftsführer der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica. Vielmehr sei es eine Verpflichtung, für diese Dinge, die hinter dem Siegel stehen, einzutreten: "Rassismus ist nichts, was mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beendet wurde. Er ist noch immer Teil der Gesellschaft", sagte Lange und betonte, wie wichtig daher jegliches Engagement dagegen sei.

"Das Berufskolleg Wittekindshof ist die 24. 'Schule gegen Rassismus' im Kreis Minden-Lübbecke, die dem größten Präventionsnetzwerk Deutschlands angehört. Insgesamt mehr als 1,5 Schulmitglieder zeigen, dass Ausgrenzung mit unseren demokratischen Werten nicht einhergeht. In diesen Zeiten ist es wichtiger denn je, die Demokratie zu verteidigen", sagte Susanne Bormann vom Integrationszentrum des Kreisen Minden-Lübbecke, die die Netzwerk-Schilder an die beiden Projektvertreter Jeanette Dyck und Stefan-Alexander Frey überreichte.

"Zeichen setzen"

Stefan-Alexander Frey nahm in seiner Ansprache Bezug zur Corona-Pandemie, die Einschränkungen für die Gesellschaft zum Schutz aller Menschen und den Ukraine-Krieg. Immer gebe es Menschen, die Unterschiede machten: Nur die Alten sollen sich einschränken; nur europäisch aussehende Flüchtlinge sollen aufgenommen werden. Diese Leute seien laut. "Aber warum schreien sie und wo ist die Mehrheit? Ein Teil der Mehrheit ist hier, sie hat dieses Projekt möglich gemacht. Sie hat sich dazu entschieden, Courage zu zeigen."

Jeanette Dyck schloss sich Freys Aussagen an: "Niemand kann von sich behaupten, immer den Mut gehabt zu haben, für das Richtige eingestanden zu sein. Aber wir schulden den Menschen, die Diskriminierung und Rassismus erfahren, den Einspruch", sagte die Studierende. Das Dulden von menschenverachtenden Worten und Taten mache einen zum Täter selbst. "Wir müssen uns zusammentun und gemeinsam gegen jede Menschenfeindlichkeit aufstehen, ein Zeichen setzen, wie das heute verliehene Schule-ohne-Rassismus-Schild, wie auch im Umgang miteinander."

Ein Umfeld, das aus Respekt, Toleranz und Humanismus bestehe, biete keinen Platz für Menschenhass. "Durch unseren Zusammenhalt können wir dafür sorgen, dass Rassisten und Intolerante aus der Angst heraus, in der Minderheit zu sein, schweigen. Wir als angehende Heilerziehungspfleger- und pflegerinnen sind auch in unserem Berufsalltag dazu verpflichtet, gegen Diskriminierung aufzustehen und jeden Menschen in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Schule ohne Rassismus gelingt nur mit Courage. Eine tolerante und humanistische Welt ist das Ziel. Courage ist der Weg dorthin."